,,Nie wieder ist jetzt“

,,Nie wieder ist jetzt“

Dieser Satz begleitete auch dieses Jahr wieder die Gedenkveranstaltung in Perleberg und versammelte dutzende Bürger, die dem Vergessen den Kampf angesagt haben. 

Denn vor 87 Jahren, in der Nacht vom 9. auf dem 10. November 1938, erschütterten die Reichsprogrome das friedliche Zusammenleben in Deutschland und markierte den Beginn einer beispiellosen Verfolgung und Vernichtung von Juden und anderen Minderheiten. Auch unsere heute so beschauliche Kreisstadt wurde zum Schauplatz einer unmenschlichen Hetzjagd, die mehrere Perleberger Bürgern das Leben kostete.

Um die Erinnerung an diese Geschehnisse nicht verblassen zu lassen, versammelten sich am vergangenen Sonntag neben vielen engagierten Anwohnern auch Perlebergs Bürgermeister Axel Schmidt, ein Bläserensemble und 7 Schüler und Schülerinnen des Gottfried-Arnold-Gymnasiums um 17 Uhr auf dem Großen Markt.

Gemeinsam wurde der Opfer des Nationalsozialismus gedacht: Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, politische Gegner, Deserteure. In einem symbolischen Akt, wurde dazu an jedem der 4 Stolpersteine, die seit 2009 in der Altstadt liegen, getrauert, musiziert, eine Reinigung der Steine vollzogen und Texte verlesen. Gedenktexte, Erinnerungen von Überlebenden, Gedichte. Diese verantwortungsvolle Aufgabe übernahmen wie jedes Jahr die Schüler und Schülerinnen unseres Gymnasiums. Jeder dieser Steine erzählt eine eigene Geschichte vom Leben derer, denen sie gewidmet sind. Eines haben sie allerdings alle gemeinsam: Der Nationalsozialismus hat diese Geschichten beendet. Mit Äxten bewaffnete SS-Leute stürmten Häuser, Läden, Wohnungen, zerstörten, plünderten Eigentum und verschleppten, folterten und verhöhnten die Juden Perlebergs. Hier, in den heute so stillen Straßen der Altstadt. Genauso still, war es am Folgetag der Progrome. Die Zeitung widmete den Ereignissen eine kurzzeilige Meldung, niemand hinterfragte das Geschehene.

Perleberg ist nicht die einzige Stadt, in der Stolpersteine verlegt sind. Inzwischen machen 116.000 Stolpersteine in 31 europäischen Ländern das Kunstdenkmal zum größten dezentralen Mahnmal auf der ganzen Welt. Angestoßen wurde diese Initiative vom Künstler Gunter Demning, der 1992 damit begann, Stolpersteine zu fertigen und an Orte des Geschehens zu verlegen. Der Zweck der Steine sei ,,die Opfer an die Orte ihres Lebens zurückzubringen und die Degradierung zu einer Nummer, die in den KZ’s erfolgte, rückgängig zu machen“. Stolpersteine zielen aber nicht nur auf die Vergangenheit ab, sondern auch auf die Gegenwart und Zukunft. Mit ihren offenen Platzierungen auf Plätzen und Gehwegen erinnern sie tagtäglich an die unaussprechlichen Taten des NS-Regimes und bilden den Mittelpunkt vieler Gedenkveranstaltungen.

Auch in Zukunft nicht zu vergessen, ist Thema auf jeder Veranstaltung, die erinnert. Vor allem in Zeiten, in denen jüdisches Leben und das von Minderheiten, durch eingewanderten Antisemitismus und das Erstarken menschenfeindlicher Parteien, nicht mehr sicher ist. Auch das war Motto auf der Perleberger Gedenkveranstaltung, zusammen mit einem brandaktuellem ,,Nie wieder ist jetzt!“


Text: Elias Klann
Bilder: Rolandstadt Perleberg/ René Hill

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